Um herauszufinden, wie die Ergebnisse der Juniorwahl an unserer Schule zustande gekommen sind, hat eine Forschergruppe im Rahmen des Sowi-Unterrichts der EF eine Umfrage durchgeführt. Dort sollten die Teilnehmenden zunächst die von ihnen gewählte Partei angeben und danach verschiedene Fragen beantworten. So lässt sich grob festmachen, wer die Wähler*innen der verschiedenen Parteien sind und was sie bewegt.
Es ist allerdings zu beachten, dass die Umfrageergebnisse leicht von den tatsächlichen Wahlergebnissen abweichen können und dass die Teilnehmerzahl mit 219 von 366 Wähler*innen recht gering ist, damit ist die Umfrage nicht repräsentativ, da beispielsweise die Stichproben pro Partei recht klein ausfallen. Trotzdem lassen sich zum Teil deutliche Tendenzen an unserer Schule erkennen.
Welche Wahlmotive spielten bei der Entscheidung eine Rolle?
Alle Parteien wurden zu etwa 75% basierend der eigenen Meinung gewählt.
Das Motiv der bewussten Entscheidung für Veränderung stach bei Linke- und AfD-Wähler*innen mit jeweils über 50% heraus. Außerdem wurde die AfD von 25%, und die Linke von 10% der Befragten gewählt, um eine Botschaft zu senden. Die Linke wurde außerdem zu etwa 63% basierend auf Informationen aus Medien gewählt, was vor allen anderen Parteien hervorsticht. Die Grünen wurden mit 33% am häufigsten spontan gewählt.
Weiteren Einfluss auf die Wahl hatten Angebote von den Parteien selber, darunter zum Beispiel Wahlprogramme. Bei Wähler*innen der FDP (11%) und CDU (30%) fiel dies am wenigsten ins Gewicht, bei der Linken-Wählerschaft am meisten (61%).
Diese und die Wähler*innen der FDP wurden außerdem am meisten, jeweils fast zur Hälfte, von Freunden beeinflusst. Die Wähler*innen der CDU wurden mit 43% am meisten durch ihre Eltern beeinflusst, 59% stimmen mit deren politischer Meinung überein, bei der AfD tun dies immerhin 42%.
Die Ergebnisse spiegeln auch Sorgen, die Wähler*innen beschäftigen wieder.
Das wichtigste Thema für die meisten Wahlberechtigten an unserer Schule war die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland (52%). Außerdem gaben Schüler*innen oft als relevantes Problem den Angriff Russlands auf die Ukraine (43%), die Benachteiligung von Menschen aufgrund von Herkunft, Religion oder Sexualtität (38%) und den Klimawandel (33%) an.
Bei den Parteien ist auffällig, dass FDP- und CDU-Wähler*innen die aktuelle Wirtschaftslage mit 89% und 61% am meisten beschäftigt. Für Grünen-Wähler*innen ist der Klimawandel mit 72% das wichtigste Problem, während er für die FDP- und AfD-Wählerschaft kaum relevant ist (0 und 8%). Für die Hälfte der Befragten, die die AfD wählten ist die Verdrängung der einheimischen Kultur am wichtigsten, für die Linken-Wählerschaft hingegen die ungleiche Verteilung des Wohlstands (59%) und die Benachteiligung von Menschen aufgrund von Herkunft, Religion oder Sexualität (78%). Letzteres ist auch für SPD-Wähler*innen ausschlaggebend (47%).
Wie sollen die wahrgenommenen Probleme gelöst werden?
Hierbei unterscheiden sich die Meinungen zwischen den Geschlechtern teils extrem.
Für eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes sind etwa 32% der männlichen und weiblichen Befragten, und ganze 50% der diversen Befragten. Es muss jedoch beachtet werden, dass nur zehn diverse Personen unter den Befragten waren.
Weibliche und diverse Befragte finden Gesetze zur Gleichstellung (46% und 60%) wichtiger als männliche Befragte (20%). Diese halten dafür Investitionen in Modernisierung (42%), einen Stopp von Migration (38%) und die Errichtung moderner Atomkraftwerke (24%) deutlich öfter für gute Maßnahmen, als weibliche und diverse Teilnehmer*innen.
Die Maßnahmen, die Wählergruppen verschiedener Parteien fordern, decken sich weitgehend mit ihrer Problemwahrnehmung. So sind 61% der Grünen-Wähler*innen für einen reduzierten CO2-Ausstoß, 83% der AfD-Wähler*innen für einen Stopp von Migration und 80% der Linken-Wähler*innen für Gesetze zur Gleichstellung von Menschen, dazu 67% von ihnen für eine stärkere Besteuerung der Reichen.
Auffällig ist, dass jeweils 67% der FDP- und AfD- Wählerschaft Volksabstimmungen für sinnvoll hält.
Die soziodemographische Analyse beschäftigt sich mit sozialen und wirtschaftlichen Merkmalen der Wählergruppen, wie zum Beispiel Alter, Bildung oder Geschlecht.
Weibliche Wählende haben zu 31% die Linke gewählt und männliche Wähler nur zu 9%. Bei der AfD lässt sich ein etwa umgekehrtes Verhältnis erkennen.
Die SPD, AfD und Grüne erhielten die meisten Stimmen von 14-16-Jährigen, während die CDU bei jüngeren und die FDP sowie die Linke bei älteren Wähler*innen beliebter sind.
Schüler*innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft wählten mit 11% verhältnismäßig stark die FDP. Im Kontrast dazu steht die SPD, dessen Wähler*innen alle die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
In ihrer Freizeit treiben fast 90% von FDP- und AfD-Wähler*innen Sport, während dieser Wert bei Wähler*innen der Linken und Grünen nur bei etwa 50% liegt. Wähler*innen der Linken haben außerdem die höchste Nutzung von Social Media (78%), gefolgt von der SPD (63%). Dazu geben überdurchschnittlich viele Wähler*innen der AfD und FDP an, gerne Videospiele zu spielen. Fernsehen und Streamen ist bei mehr als der Hälfte der SPD-Wähler*innen beliebt und am wenigsten als Hobby bei Wähler*innen der FDP vertreten (11%).
Des Weiteren informieren sich etwa ein Drittel von Linke- und FDP-Wähler*innen im Internet, während Wähler*innen der SPD und Grüne dies mit etwa 18% am wenigsten tun. Auffällig ist außerdem, dass ca. 45% von SPD- und Linke-Wähler*innen in ihrer Freizeit lesen, während dies nur 4% von AfD-Wähler*innen angeben.
Während alle Wähler*innen der FDP das Abitur anstreben, geben 13% der AfD-Wähler*innen an, auf einen Hauptschulabschluss hinzuarbeiten, was sie in diesem Aspekt über den Durchschnitt setzt. Dazu wohnen fast 90% von AfD- und auch SPD-Wähler*innen in einem Einfamilienhaus, was Wähler*innen der Linken (zu 59%) und FDP (zu 44%) am wenigsten angeben. Deutlich am höchsten ist bei FDP-Wähler*innen auch der Anteil der Personen, die in einer Eigentumswohnung leben, was 45% von ihnen behaupten.
Ronja Denz (EF)
Alle Ergebnisse können hier nachgelesen werden: https://www.forschungsgruppe-juniorwahl.de/btw-2025/ergebnisse/?token=eCtITnc4ck9kN0xNSTZ4bElhNnc3dWs9Om1zVjRub3pVT0h1UjlQUHgwYTZOTFE9PQ&election=32&reference=0&skip-intro=#questions