In der letzten Woche sind wir, 25 Schüler*innen vom Mauritius-Gymnasium und vom Liebfrauengymnasium, mit vier Lehrkräften zu einer vielversprechenden Reise aufgebrochen. Für uns sollte es nach Polen gehen – einem Land von großer historischer Bedeutung und Wichtigkeit. Nach dem Motto „Nie mehr vergessen“, bereiteten wir uns schon seit Anfang Mai während eines Studientags in der Wewelsburg darauf vor, die Geschichte der Juden während des Zweiten Weltkriegs zu erforschen und waren gespannt, was uns auf unserer Reise erwarten würde.
Am Sonntag, den 12. Juni trafen wir uns um 6 Uhr in aller Frühe in Büren vor der Schule des Liebfrauengymnasiums. Etwas müde und doch hoch motiviert begann unsere Fahrt, die glücklicherweise ohne große Komplikationen verlief. Nachdem wir Max, einen Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung, und die gebürtige Krakauerin Sylwia eingesammelt haben, kamen wir nach 15 Stunden Fahrt in der Kleinstadt Oświęcim an. Dort haben wir direkt in unser Hotel eingecheckt und den Abend in gemütlicher Runde ausklingen lassen.Am nächsten Morgen brachen wir nach dem Frühstück auf und ließen uns durch das schöne Oświęcim führen. Unser Ziel waren eine jüdische Synagoge sowie ein jüdischer Friedhof, was uns viel Aufschluss über Traditionen und Bräuche der Juden gab. Nach einem kurzen Mittagessen in einem Restaurant, welches uns die ersten drei Tage öfter verpflegte, fuhren wir in die nicht weit entfernte Stadt Harmęźe. Dort erwartete uns schon Pater Marek, ein Mönch, der uns das sogenannte Kolbe-Zentrum vorstellte. Dies befindet sich in einem Kellergewölbe und besteht aus über 600 Zeichnungen eines ehemaligen KZ-Häftlings Marian Kołodziej aus Auschwitz. Nach diesen emotionalen aber auch beeindruckenden Impressionen fuhren wir zurück zu unserem Hotel und erkundeten auf eigene Faust die Stadt, bevor es am nächsten Tag nach Auschwitz in das Stammlager gehen sollte.
Die vierstündige Führung durch das Stammlager werden wir sicherlich nicht so schnell wieder vergessen. Uns begegneten alte Baracken, Häuser der SS-Männer und viele persönliche Gegenstände der Häftlinge aus dem Lager, die in ihrem Ausmaß nicht immer leicht zu begreifen waren. Nach einem Workshop im Edukationszentrum der Gedenkstätte, bei dem wir die erlebten Erfahrungen reflektierten, ging es auch schon wieder zurück in die Stadt und wir konnten trotz der bedrückenden Thematik des Tages gemeinsam als Gruppe einen schönen Abend verbringen.
Mittwochs stand dann Auschwitz-Birkenau II auf dem Programm. Um uns angemessen auf das Programm „einzustimmen“, besuchten wir die Ausstellung „Sinti und Roma“. Anschließend besichtigten wir erneute vier Stunden lang das Vernichtungslager und betraten mehrere Krematorien, Waschhäuser, Schlafbaracken sowie die Stelle, an der über Leben und Tod der Häftlinge von Auschwitz entschieden wurde. Damit schlossen wir, zumindest für den Moment, mit Auschwitz und den Lagern ab und begaben uns auf die Fahrt nach Krakau, zwei Stunden von Oświęcim entfernt. Nachdem wir in unser Hotel eingecheckt haben, aßen wir gemeinsam zu Abend und verbrachten dann den Abend damit, Krakau eigenständig zu erkunden und die Stadt erstmals auf uns wirken zu lassen.
Am Donnerstag führte uns die Krakauerin Sylwia selbst durch ihre Heimatstadt und erzählte uns viel über die verschiedenen Viertel der lebendigen Großstadt. Trotz des heißen Wetters hatten wir alle viel Spaß, was sicherlich auch Sylwias lustiger und einfühlsamer Art zu verdanken war.
Auch am Freitag zeigte uns Sylwia jüdische Viertel und Ghettos, eine Synagoge und einen Friedhof, der schon mehrere hundert Jahre alt ist. Anschließend machten wir uns auf den Weg zur ehemaligen Schindlers-Fabrik, die wir selbst erkunden durften und viel über die Rettung unzähliger Juden erfuhren. Danach ging es auch schon weiter zu einem Zeitzeugengespräch, welches sich zu unserem Glück noch spontan ergeben hat. Mithilfe von Sylwias Sprachkenntnissen, konnten wir die Geschichte von Monika Goldwasser erfahren, einer Frau, die schon als Baby von ihrer Familie getrennt wurde, da ihre Mutter sie wegen der Nazis und ihrer Herkunft abgeben musste. Mit 22 Jahren erfuhr sie dann schließlich, dass sie adoptiert war und begab sich auf die Spuren ihrer Familie, um sie heute zu erzählen. Zuletzt konnten wir ihr unsere eigenen Fragen stellen, die uns die herzliche Dame allen gerne beantwortete. Leider brach dann auch schon der letzte Abend für uns an, den wir damit nutzten, um Krakaus schöne Atmosphäre bei Abend zu genießen.
Im Anschluss möchten wir uns alle herzlich bedanken. Dieser Dank geht vor allem an Frau Banneyer und Frau Hilleke vom Mauritius-Gymnasium und Frau Korthoff und Herrn Küke vom LFG, die uns auf dieser Fahrt begleitet und mit denen wir sicherlich mehr als nur lehrreiche Erlebnisse gemacht haben. Ein weiter Dank geht an Max und Sylwia, zwei einfühlsame und organisierte Begleiter, ohne die wir uns in dem fremden Land sicherlich nicht so problemlos zurechtgefunden hätten. Danke für all die Erfahrungen und Eindrücke, die wir in den sieben Tagen machen durften und durch die wir das Motto „Nie mehr vergessen“ sicherlich erfüllen können.
Wilma Henneken, Q1 (LFG)